Schülerinnen für MINT-Berufe begeistern

Ausgezeichnet mit dem »BestChance« Award 2020 für hervorragende Gleichstellungsarbeit

Wissenschaftlerinnen sind hochwillkommen am Freiburger Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM. Um bereits Schülerinnen für technisch-wissenschaftliche Berufe zu begeistern, betreiben Alexander Fromm und Dr. Rainer Kübler vom Fraunhofer IWM mit großem persönlichen Engagement eine langjährige, erfolgreiche Kooperation mit dem St. Ursula Mädchengymnasium Freiburg. Sie ist inzwischen als feste Bildungspartnerschaft etabliert und begleitet junge Frauen bereits während der Schule und auch durch ein naturwissenschaftliches Studium. Für diese erfolgreiche Initiative wurden die beiden Wissenschaftler vom Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft mit dem »BestChance« Award 2020 ausgezeichnet.

© Fraunhofer IWM
Alexander Fromm (li.) und Dr. Rainer Kübler (re.) haben für ihre Bildungspartnerschaft mit dem St. Ursula Gymnasium den »BestChance« Award 2020 der Fraunhofer-Gesellschaft erhalten.

Der Preis soll auch innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft für Aufmerksamkeit sorgen und zur Nachahmung anregen: »Die Bildungspartnerschaft ist gut strukturiert und kann in dieser Form als Best Practice für alle Fraunhofer-Institute dienen«, so die Aussage der Jury. Im Jahr 2000 begann die Kooperation des Fraunhofer IWM mit dem St. Ursula Mädchengymnasium Freiburg, die seit drei Jahren in Form einer Bildungspartnerschaft nachhaltig organisiert wird: Einzelne Schülerinnen des St. Ursula Mädchengymnasiums haben die Möglichkeit, parallel zu ihren schulischen Aufgaben als wissenschaftliche Hilfskräfte (HiWi) in einer praxisorientierten Forschungsumgebung Arbeits-Erfahrungen zu sammeln. »Das Interesse der Schülerinnen an technisch-wissenschaftlichen Fragestellungen ist riesig und viele entscheiden sich für ein Studium in einem der Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, also MINT. Von den letzten 13 Schülerinnen haben sich mindestens 8 für ein Studium im MINT-Bereich entschieden«, erklärt Dr. Rainer Kübler, Wissenschaftler und stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IWM.

Die Betreuerinnen und Betreuer des Fraunhofer IWM achten darauf, die Schülerinnen in die Projektarbeit einzubinden ohne sie mit den Aufgaben zu überfordern. So beginnen die jungen Frauen häufig mit Arbeiten am Mikroskop und der Präparation von Metallproben im Labor. Die Komplexität der Aufgaben steigert sich dann im Laufe der Zeit. »Wenn sich die Schülerinnen für ein Studium vor Ort in Freiburg entscheiden, bleiben sie häufig parallel zum Studium mehrere Jahre an unserem Institut«, sagt Alexander Fromm, Wissenschaftler und Betriebsratsvorsitzender am Fraunhofer IWM. »Teilweise fertigen sie sogar ihre Bachelor- oder Masterarbeit bei uns an und dies ist für beiden Seiten ein großer Gewinn«, so Alexander Fromm, der mit großer Eigeninitiative die jungen Frauen wissenschaftlich betreut.

»Die HiWi-Plätze am Fraunhofer IWM sind an unserer Schule sehr begehrt, auch wenn es zusätzliche Arbeit für die Schülerinnen bedeutet.«, sagt Dr. Claudia Oesterle, Physiklehrerin und Fachvorsitzende für Physik am St. Ursula Gymnasium. »Durch die Zusammenarbeit bietet sich für unsere Schülerinnen eine großartige Möglichkeit, einen Einblick in gelebte Forschung zu bekommen und die schulischen Erfahrungen praxisorientiert zu ergänzen«. Auch die Corona-Pandemie verhinderte nicht, 2020 weitere drei Schülerinnen am Fraunhofer IWM als HiWi einzustellen und in den wissenschaftlichen Alltag zu integrieren.

Frauenanteil gezielt steigern

»Den Anteil von Frauen im Wissenschaftsbereich gezielt zu erhöhen ist für uns am Fraunhofer IWM eine echte Herzensangelegenheit und wird mit viel persönlichem Engagement aktiv vorangebracht«, sagt Prof. Dr. Peter Gumbsch, Institutsleiter des Fraunhofer IWM. Am Fraunhofer IWM zu arbeiten bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Aufgaben zu lösen, aber auch, in abwechslungsreichen Projekten von den Erfahrungen der Teams zu profitieren. Die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihren mehr als 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich gemeinsam mit anderen Institutionen der Deutschen Forschungsgemeinschaft im »Pakt für Forschung und Innovation« verpflichtet, den Frauenanteil in der Forschung nachhaltig zu erhöhen. Dies spiegelt sich unter anderem in spezifischen Programmen zur gezielten Karriereförderung für Frauen wider.

© Fraunhofer

Der Preis »BestChance«

Der mit 3.000€ dotierte Fraunhofer-Preis »BestChance« wird seit 2019 jährlich vergeben für besonderes Engagement und Maßnahmen, die wirkungsvoll oder kreativ einen Beitrag zur Chancengleichheit an den Fraunhofer-Instituten leisten. Insgesamt wurden 2020 zehn Vorschläge eingereicht und von der neunköpfigen Jury auf ihre Wirksamkeit und nachweisbaren Erfolge, ihre Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit sowie auf das Engagement der Nominierten, Innovationskraft oder Kreativität hin geprüft wurden. Bei der Bildungspartnerschaft in Freiburg überzeugte die Jury insbesondere die Kombination aus strukturiertem Ansatz und dem herausragenden persönlichen Engagement von Alexander Fromm und Dr. Rainer Kübler. Die Auszeichnung mit dem Fraunhofer-Preis »BestChance« Award 2020 fand am 11. November 2020 im Rahmen der 15. Tagung der Fraunhofer-Beauftragten für Chancengleichheit (BFC) statt.

 

Sophie Jenne:

von 2014 bis 2018 am Fraunhofer IWM, aktuell Promotion am Institut für Mikrosystemtechnik – IMTEK der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

»Alexander Fromm hat mir damals nicht nur die Chance gegeben mich fachlich weiter zu entwickeln, sondern auch ermutigt, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen, wodurch ich mich von einer ‚kleinen Schülerin‘ zu einer jungen Wissenschaftlerin entwickeln konnte«

© Sophie Jenne

Audio-Kommentar von Sophie Jenne zur Preisverleihung

© Caroline Adam

Caroline Adam:

seit 2018 am Fraunhofer IWM, aktuell Studentin der Physik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

»Es ist toll, jetzt in meinem Studium einen direkten Praxisbezug zu haben und damit zu wissen, wofür man im Studium alles macht.«

Audio-Kommentar von Caroline Adam zur Preisverleihung

Dr. rer. nat. Hanna Strecker:

von 2010 bis 2014 am Fraunhofer IWM, aktuell Post Doc am Kiepenheuer Institut für Sonnenphysik, Freiburg

»Die gesammelten Erfahrungen haben meine Entscheidung für ein Physikstudium maßgeblich beeinflusst« sagt Dr. Hanna Strecker, die nach der Abschlussarbeit am Fraunhofer IWM erfolgreich in Astrophysik promoviert hat. »Für mich war die Tätigkeit am Fraunhofer IWM über viereinhalb Jahre eine wichtige Motivation, in der Forschung zu bleiben«

 

© Hanna Strecker

Audio-Kommentar von Dr. rer. nat. Hanna Strecker zur Preisverleihung