Materialmodellierung

Materialmodellierung am Fraunhofer IWM: die Zukunft der Materialentwicklung

 

Innovative Funktionen, maßgeschneiderte physikalische Eigenschaften, Verzicht auf kritische Rohstoffe, Kompatibilität zu bestehenden Prozessen, Unabhängigkeit von Liefermonopolen, etc.

Die Anforderungen an neue Materialien sind vielfältig. Umso komplexer sind die Herausforderungen für das Materialdesign.

Hier setzen wir an. Mit unseren Simulationsrechnungen schaffen wir Einblicke und Erklärungen zur inneren Wirkungsweise von Werkstoffen und zu Ursache-Wirkung-Zusammenhängen. Einerseits klären wir die Wechselbeziehung zwischen den physikalischen Eigenschaften eines Werkstoffs, andererseits dessen atomistische und elektronische Strukturen auf. Wir liefern ein Verständnis der grundlegenden Mechanismen und Zusammenhänge, welches Ihnen ermöglicht, die Ausgangsmaterialien Ihrer Produkte gezielt zu entwickeln und zu optimieren und sie an spezifische Einsatzbedingungen und Anforderungen anzupassen.

Unsere Expertise entfaltet ihre größte Wirkung bei Funktionswerkstoffen und -Bauteilen, die hohen Anforderungen an Zuverlässigkeit und Funktionalität genügen und geringe Fehlerraten in der Produktion erfüllen müssen, sowie in Entwicklungsprojekten, wo Versuch-Irrtum-Schleifen unwirtschaftlich und nicht zielführend sind und ein grundlegendes Verständnis der Problemstellung erforderlich ist.

Anwendungsfelder

 

Quantencomputing


Quantencomputer bieten ideale Voraussetzungen, um quantenchemische Vorgänge in Funktionsmaterialien abzubilden. Die aktuell verfügbare Hardware weist gegenüber dem mathematisch idealen Verhalten eines Quantenregisters jedoch noch Unvollkommenheiten auf. Wir forschen daran, Quantencomputer für die Materialmodellierung zu nutzen, und konzipieren und testen hybride Simulationsmethoden.

 

Optisch transparente und elektrisch leitende Oxide


Oxidische Halbleitermaterialien haben eine hohe elektrische Leitfähigkeit und eine hohe Transmission im sichtbaren Spektralbereich. Entsprechende Oxidschichten werden eingesetzt als Frontkontakt auf Solarzellen oder in beheizbaren und schaltbaren Fenstern. Für maßgeschneiderte Materialeigenschaften bewerten wir der Einfluss und die Wirkung von Dotierungen auf die polykristallinen oder amorphen Strukturen.

 

Ferroelektrische Piezokeramiken


Ferroelektrika kommen als Aktoren sowie als Druck- oder Beschleunigungssensoren zum Einsatz. Mit atomistischen Simulationen untersuchen wir die Auswirkungen von atomaren Defekten, Domänenwänden und Korngrenzen, die in der Herstellung eine Rolle spielen, um die Materialeigenschaften einzustellen und um kritische Materialien zu substituieren.

 

Karbid-, Nitrid- und Oxid-Keramiken 


Die Zuverlässigkeit und Lebensdauer keramischer Materialien wird bestimmt durch die Zusammenhänge zwischen der Kristallstruktur, dem Gefüge und den makroskopischen Eigenschaften. Mit geeigneten Materialgesetzen sagen wir die Eigenschaften sowie die Rissentstehung und -ausbreitung unter hoher thermischer und mechanischer Belastung vorher.  

 

Hartmagnete ohne Seltenerdmetalle


Starke Dauermagnete enthalten die Seltenerdmetalle Neodym und Dysprosium. Die Versorgungssicherheit dieser Elemente ist kritisch. Wir suchen SE-freie Materialsubstitute mit der ab-initio-Dichtefunktionaltheorie und berechnen magnetischer Kenngrößen für reale und hypothetische Kristallphasen. Mit High-Throughput Screening und Data Mining identifizieren wir vielversprechende Kandidaten.

 

Lithium-Ionen-Batterien


Zur Steigerung der Effizienz und Lebensdauer von Batteriesystemen ist ein Verständnis grundlegender physikalischer Zusammenhänge, die die Funktionalität einer Batterie auf der atomaren Skala bestimmen, unerlässlich. Wir klären gekoppelte mechanische und elektrochemische Vorgänge auf, die bei der Be- und Entladung einer Batterie auftrete und leiten Ansatzpunkte für Leistungssteigerungen ab.

 

Wasserstoff in Eisen und Stahl


Das Eindringen von Wasserstoff in Metalle verursacht Wasserstoffversprödung. Die Wasserstoffversprödung beeinflusst fast alle Metalle und verursacht erhebliche technische Risiken. Um die Anfälligkeit von Metallen für Wasserstoffversprödung zu ermitteln, untersuchen wir die Diffusion und Einlagerung von Wasserstoffatomen durch quantenmechanische und atomistische Computersimulationen.

 

Neue Hochleistungstähle


Für Effizienzsteigerungen konventioneller Kraftwerke werden hitze- und korrosionsbeständige Stähle benötigt. Wir untersuchen Gefüge-Designs mit einem Multiskalenansatz und vertiefen so das Verständnis der Verstärkungs-mechanismen und liefern Vorhersagen zur Materialermüdung.

 

Solarzellen


Hybride organisch-anorganische Halogenid-Perowskite sind vielversprechende photovoltaische Absorbermaterialien, die Silizium für hocheffiziente Solarzellen ersetzen können. Sie sind jedoch durch ihre geringe Stabilität und durch kritische Bestandteile wie Blei eingeschränkt. Mit Hochdurchsatz-Screening-Studien, die auf Elektronenstrukturberechnungen basieren, identifizieren wir Ersatzmaterialien.

Wie unterstützen wir Ihr Unternehmen?

Wir klären Mechanismen in Werkstoffen auf und identifizieren Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge


Wir untersuchen die Ursachen von Materialversagen aufgrund von mikrostrukturellen Veränderungen und machen Vorhersagen des Einflusses von Additiven auf Funktionseigenschaften. Dadurch kann der Herstellungsprozess so gestaltet werden, dass eine optimale Mikrostruktur erzeugt wird, die die Belastbarkeit und Lebensdauer des Materials steigert.

Wir berechnen Materialeigenschaften und Materialverhalten und entwickeln physikalische Modelle dafür
 

  • Struktureigenschaften wie atomare Kristallstruktur und chemische Zusammensetzung
  • thermodynamische Eigenschaften wie Bildungsenergie und Phasenstabilität
  • mechanische Eigenschaften wie elastische Konstanten, mechanische Spannungen
  • elektrische Eigenschaften wie z.B. elektrische Leitfähigkeit, Bandstruktur, dielektrische Konstanten
  • Piezoelektrizität
  • magnetische Eigenschaften wie Magnetisierung und Anisotropie
  • optische Eigenschaften wie Transparenz und Reflektivität
  • thermische Eigenschaften wie thermischer Ausdehnungskoeffizient
  • kinetische Eigenschaften wie Energiebarrieren für atomare Diffusionsprozesse

Wir designen neue Werkstoffe und entwickeln Substitutionslösungen 


Wir untersuchen das Verhalten einzelner Atome in ihrer materialspezifischen Umgebung und entwickeln effiziente und schnelle Methoden, um einen Ersatz für kritische Elemente, etwa teure Rohstoffe oder gesundheitsschädliche Zusatzstoffe, zu finden oder die davon eingesetzten Mengen zu reduzieren.

Wir testen Materialeigenschaften mit Hochdurchsatz-Screening, Maschinellem Lernen und mit Data Mining


Die durch physikalisch basierte Werkstoffsimulation entstehenden Datenmengen untersuchen wir mit Data-Mining-Algorithmen. So erschließen wir in der ständig wachsenden IWM-Materialbibliothek wertvolle Zusammenhänge zwischen Kristallstrukturen (input) und Eigenschaften (output). Damit decken wir Trends auf und identifizieren neuartige Kristallstrukturen mit vielversprechenden Eigenschaften.

 

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Warum sollte mein Unternehmen mit dem Fraunhofer IWM bei der Materialmodellierung zusammenarbeiten? 
 

  • Mit unseren Simulationsmethoden erstellen wir ein virtuelles Modell Ihres bestehenden oder gewünschten Materialsystems. Damit identifizieren wir die für Ihre geforderte Funktionalität erfolgskritischen Faktoren.
  • Wir schlagen die Brücke zwischen den grundlegenden chemisch-physikalischen Mechanismen auf der atomaren Ebene und den makroskopischen Eigenschaften, die über die Funktion und Leistungsfähigkeit eines Bauteils entscheiden.
  • Unsere Screening-Konzepte erlauben einen schnellen und wirtschaftlichen Vergleich unterschiedlicher Optionen, um spezifische Materialeigenschaften einzustellen.
  • Unseren Auftraggebern eröffnen wir so neue Gestaltungsräume für innovative Materialsysteme. Gemeinsam erarbeiten wir Lösungswege, um diese zu erschließen.
  • Wir kennen die wirtschaftlichen und wettbewerbsspezifischen Randbedingungen von großen und kleinen Unternehmen und berücksichtigen diese in der Konzeption unserer Projektvorschläge.
  • Wir haben Freude daran, Sie und Ihre werkstofftechnologischen Herausforderungen kennenzulernen und diese mit Ihnen im Rahmen eines auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen FuE-Projekts anzugehen.

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Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IWM?

Schritt 1: Input des Auftraggebers – Beschreibung der Aufgabenstellung

  • Eingesetzte Materialien
  • Herstellungsprozess
  • Prozessbedingungen
  • Auftretendes Problem

Schritt 2: Definieren des Projekts. Z.B.

  • Aufklärungsprojekt: Wir klären die Ursachen für geändertes Materialverhalten auf, welches seine Ursachen in Prozessen auf der atomaren Ebene hat, wie z.B. thermisch aktivierte Änderungen der Struktur und Zusammensetzung durch Diffusionsprozesse und Reaktionsphasenbildung.
  • Eigenschaftsberechnung: Wir berechnen die Werkstoffeigenschaften eines bestehenden (zu definierenden Systems), um eine Modellvorstellung von dessen Funktion zu bekommen (z.B. Schichthaftung, Plastizität, Elastizität, Phasenstabilität)
  • Optimierungskonzept: Aus unseren Simulationen leiten wir Struktur-Eigenschafts-Beziehungen und wissensbasierte Maßnahmen ab, wie man vom Ausgangszustand zu einem Zielzustand kommen kann. Unter welchen Bedingungen treten welche Effekte auf?
  • Entwicklungsprojekt: Wir entwickeln neue Werkstoff oder Materialkombinationen im Verbund mit Partnern

Schritt 3: Analytische Problemdiagnose

  • Eingrenzung der in Frage kommenden Werkstoffmechanismen und -phänomene
  • Formulierung möglicher Ursache-Wirkung-Zusammenhänge
  • Priorisierung der Ursache-Wirkung-Zusammenhänge
  • Definition erforderlicher oder ergänzender experimenteller und theoretischer Untersuchungen
  • Ableiten von effizienten Strategien zur Problemlösung

Schritt 4: Überprüfung der Problemlösungsstrategie

  • Durchführung von Experimenten und Simulationen
  • Überprüfung der Ursache-Wirkung-Zusammenhänge anhand von prototypischen Parametervariationen in der Werkstoffentwicklung oder in Fertigungsschritten beim Auftraggeber
  • Validieren von Zusammenhängen von Ausgangsstoffen und Fertigungsschritten mit Werkstoffeigenschaften und -funktionen

Schritt 5: Umsetzung der Problemlösung im Unternehmen 

 

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Fraunhofer IWM Videoserie: Atomistische Simulationsmethoden

Dr. Daniel Urban

Mit welcher Motivation werden atomistische Simulationen in der Materialentwicklung eingesetzt?

Wie können automatische Simulationsmethoden den Vorgang beschleunigen?

Wie können atomistische Simulationsmethoden helfen kritische Elemente zu ersetzen?