Ausbildung am Fraunhofer IWM - Rissprüfung in der Praxis

2021

© Fraunhofer IWM

Farbeindringprüfung zum Sichtbarmachen von potenziellen Rissen wird im Rahmen der Ausbildung zum Werkstoffprüfer als einer von vielen Ausbildungsinhalten vermittelt. Meist finden die Übungen im Rahmen der Ausbildung an Bauteilen statt, an denen der Riss bereits sichtbar und leicht zugänglich ist. Eine praxisnahe Erfahrung durfte unsere Auszubildende Anna Sciarillo sammeln: Farbeindringprüfung an einem Segelflugzeugrumpf aus Stahlrohrrahmen. Die zu untersuchenden Schweißnähte des komplexen Tragwerks mit vielen Knotenpunkten sind nicht besonders einfach zugänglich und Risse (sofern vorhanden) sind nicht immer direkt sichtbar. Außerdem muss die vorhandene Lackierung der Rohre vor der Prüfung im Bereich der Schweißnähte entfernt werden – Lackrückstände an den zu untersuchenden Stellen sind nicht ausgeschlossen.
Im Vorlauf hatte sich Annas Ausbilder Lutz Reißig ein Bild von der Konstruktion gemacht und die hochbelasteten Knotenpunkte definiert. Diese wurden von Lack befreit, so dass Anna die Rissprüfung an diesen Stellen durchführen konnte. 

© Fraunhofer IWM

Unter Aufsicht ihres Ausbilders, der die betreffenden 12 Stellen markiert hatte, begann Anna mit der Arbeit: Die Schweißnähte wurden gereinigt und von möglichen Fettrückständen befreit, dann wurde die hochviskose rote Farbe aufgetragen, die in potenzielle Risse eindringen und diese später sichtbar machen soll. Nach einer halben Stunde wurde die überschüssige Farbe abgewischt und die Schweißnähte mit einem Entwickler besprüht, der die Farbe aus den potenziellen Rissen herauszieht und diese so sichtbar machen soll.

© Fraunhofer IWM

Nach Abschluss dieser zeitintensiven Arbeiten, bei denen es eine Vielzahl an Faktoren zu beachten gilt, stand die Interpretation der Anzeigen an. Die einzelnen untersuchten Stellen wurden genau unter die Lupe genommen: Jeder durch den Entwickler sichtbar gemachte rote Farbklecks, der den beiden dubios vorkam, wurde genau beäugt und optisch nachuntersucht. Schlussendlich konnten alle Indikationen auf kleine Schweißfehler, wie harmlose Poren, oder Lackrückstände zurückgeführt werden - Risse wurden keine gefunden: Gut für die Segelflieger, die die Stahlrohrrahmenkonstruktion des einsitzigen Oldtimers nun beruhigt lackieren und bespannen können. 

Eine tolle Übung für Anna, die in der Ausbildung Gelerntes an einem realen Bauteil anwenden konnte, von Lutz etliche wertvolle Praxistipps für die Rissprüfung an solch komplexen Bauteilen unter Nicht-Laborbedingungen mit auf den Weg bekam und wertvolle Erfahrungen sammeln konnte!

 

Zurück zu Werkstoffbewertung und Lebensdauerkonzepte Highlights